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von Hanns-Josef Ortheil
Die Kölner Piansistin Marie-Luise Hinrichs hat eine neue CD mit dem Titel Für Lilli eingespielt, die mich sehr beeindruckt hat. Sie hat nämlich bekannte Klavierstücke mit eigenen Kompositionen kombiniert, die wie Improvisationen und dadurch wie spontane Erfindungen wirken. Auf hintergründige Weise verbinden sie sich mit den vertrauten, älteren Stücken - das zu entdecken und zu spüren, macht ein starkes Hörerlebnis aus.
ortheil-blog.de, 10.02.2024
Hören & Fühlen, Claus Volke
Im Jahr 2009 brachte die in Köln lebende und lehrende Pianistin Marie-Luise Hinrichs ihr Album „Vocation“ auf den Markt, das in der Klassikbranche weit über Deutschland hinaus eine Welle der Begeisterung auslöset. Und das zu Recht! Sie bearbeitete Werke von Hildegard von Bingen und Georg I. Gurdjieff und spielte sie solo auf dem Klavier ein. Das Album hat mich so sehr eingenommen, dass ich ihr meine Empfindungen beim Hören sofort schreiben musste. Sie antwortete direkt und aus diesem Schriftwechsel hat sich eine langjährige Freundschaft mit dieser so sympathischen und brillanten Pianistin entwickelt.
Viele Alben sind gefolgt und alle waren, wie auch ihre Einspielungen vor 2009, wirklich sehr gut. Aber ich will ehrlich sein, an meine ganz persönliche Faszination für die „Vocation“ kamen sie nicht heran, was aber bitte ausdrücklich nicht als Kritik an den anderen Alben zu verstehen ist. Und nun erhielt ich ihre neue CD: „Visons“. Die Freude war groß, denn nun hat wieder Werke von Hildegard von Bingen und Georg I. Gurdjieff bearbeitet und wieder hat sie sie auf dem großen Steinway D eingespielt und wieder war es das Raumklang Label, dass sie aufzeichnete. Hans Giese stimmte wieder den Flügel genau auf den Punkt, Sebastian Pank (hier der Tonmeister) war wieder mit dabei und sogar das Grafik Design wurde von der selben Person geschaffen, der großartigen Anne Hoos. Also alles so wie vor 14 Jahren, bei der Einspielung von „Vocation“? Ja!
Und die Musik? Kann sie mit dem für mich in vielerlei Hinsicht als Meisterwerk zu bezeichnenden Album mithalten? Eines gleich vorweg: Voacation ist für mich auch aus audiophilen Gesichtspunkten heraus ein Meilenstein und dient mir immer wieder auch als klangliche Referenzaufnahme…und in diesem Punkt steht „Visions“ diesem schon einmal in nichts nach!
Nun aber endlich zur Musik:
Am 12. und 13. Oktober 2022 spielte Marie-Luise Hinrichs in der evangelische Kirche in Köln-Rondorf auf dem großen Steinway D Flügel Werke von Hildegard von Bingen und Georg I. Gurdjieff, eines von Peter Tschaikowsky und 2 eigene Kovmpositionen ein. In 18 Stücken und in 65 min verzaubert sie uns Zuhörer:innen mit ihren unglaublichen Klangfarben und ihrer so umgemein lyrischen Art dem Klavier Töne zu entlocken, die in ihrer Schönheit nicht von dieser Welt zu sein scheinen.
Alle Werke wurden von ihr arrangiert. Und ja, der Zauber, diese geradezu fühlbare innere Stimme der fließenden Melodien und diese unglaubliche Faszination ist wieder da. Wie bei dem Album Vocation aus dem Jahr 2009 scheinen die Finger der Pianistin wie von einer magischen Hand geführt zu werden. Ich kenne wirklich sehr viele Vertonungen der Werke der Hildegard von Bingen, aber keine einzige kommt an die Magie, die Mystik und die besondere Wirkung der Bearbeitungen von Marie-Luise Hinrichs heran. Der große Steinway D scheint mit einer ungeheuren klanglichen Leichtigkeit geradezu durch die Melodien zu schweben, in einer Art, die nicht viele Pianist:innen diesem großen Flügel entlocken können. Eine Wärme, tonale Zartheit, eine klangfarbliche Feinstruktur und ein sphärischer Klang, der einen wirklich im wahrsten Sinne verzaubert. Müsste ich eine Elfe, eine Fee klanglich wiedergeben, würde mir sofort dieser magische Ton einfallen. Ich habe die Musik von Marie-Luise Hinrichs bei vielen Hochgebirgs-Trail-Touren mit Kopfhörern gehört und die Erhabenheit der Berge und diese Musik gehen dabei eine fast schon überirdische Symbiose ein. Irgendwann werde ich mir meinen Traum vom Laufen rund um die norwegischen Fjorde erfüllen und dann werden auf meinen Kopfhörern 2 Musiker:innen zu hören sein: Ketil Bjornstad und Marie-Luise Hinrichs, beide mit Ihren Solo-Klavier Werken.
Diese Musik mit ihren inneren Harmonien in dieser unglaublichen Landschaft zu hören, stellt für mich die reinste Form der Visualisierung von Musik oder die schönste musikalische Umsetzung dieser Traumlandschaften in Klangbilder dar.
Meine 5 Alben für die Insel haben eine weitere dazu bekommen: „Visions“ von Marie-Luise Hinrichs, die damit mit beiden Alben in meiner ewigen Bestenliste Einzug gehalten hat.
Nicht mehr und nicht weniger als ein Meisterwerk.
Hören Sie sich dieses Album nicht an. Kaufen Sie es direkt und gleich auch die CD „Vocation“ mit dazu. Nach wenigen Minuten wissen Sie, warum Sie richtig gehandelt haben.
Hören & Fühlen, 10. April 2023
Pianistin Hinrichs spielt Werke der Hildegard von Bingen auf dem Konzertflügel
Die Melodien perlen, Noten verklingen allmählich, die ganze Musik strahlt eine große Ruhe und Kontemplation aus: die uralten Gesänge präsentiert Marie-Luise Hinrichs auf eine intensive und zugleich überzeugende Weise auf dem Klavier.
13.10.2019 Domradio
WALTROP. Die bekannte Pianistin spielte ein besonderes Weihnachtskonzert am Theodor-Heuss-Gymnasium und "entschleunigte" manchen Zuhörer.
Die Spannung war spürbar und in die Stille hinein erklangen plötzlich die wunderbaren weihnachtlichen Töne eines meisterlich gespielten Konzertflügels. Fast 70 Besucher hatten sich trotz schlimmen Starkregens am Samstag in der Aula des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) eingefunden. Die Fachschaft Musik und der Verein Bildung Plus, hatten zu einem Soloklavierkonzert mit weihnachtlichen Liedern und ausgewählten klassischen Stücken eingeladen. Es spielte die Pianistin Marie-Luise Hinrichs
Mit großer Begeisterung führten Sven Krey von der Fachschaft Musik und Claus Volke von Bildung Plus durch das Konzert in der weihnachtlich geschmückten Aula. Schülerinnen und Schüler mit tatkräftiger Unterstützung von Frau Szepan, hatten einen weihnachtlichen Stand mit frisch gebackenen und wunderbar duftenden Waffeln, Brezeln und einer Auswahl von Getränken aufgebaut und an einem weiteren weihnachtlich geschmückten Stand wurden CDs der Kölner Pianistin angeboten, die diese noch signierte und zahlreichen Besuchern mit individuellen Widmungen und Weihnachtswünschen versah.
Sven Krey erklärte die Hintergründe zu den gespielten Stücken und war selbst bereits nach dem ersten Teil ergriffen. "Ich mag das Wort zwar überhaupt nicht, aber hier muss ich es einfach sagen. Die Lieder haben mich tatsächlich entschleunigt", so der Pädagoge. Claus Volke sagte nach dem Konzert, dass man bei der Stimmung die nun herrsche, eigentlich gar nichts mehr sagen müsse. Der sofort aufbrausende Applaus bestätigte sein Gefühl."Unheimlich glücklich" seien sie, so Claus volke, dass nicht nur viele Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern, sondern auch viele Waltroper ohne Kinder oder Enkelkinder am THG zu den Besuchern zählten...
Waltroper Zeitung, 17.12.2019
Mit der CD Meditationen ist Marie-Luise Hinrichs wieder etwas sehr Besonderes gelungen. Das Empfindsame mit dem Meditativen zu verbinden und dabei dem Zuhörer einen eigenen Imaginatstionsraum zu öffnen, ist eine große Aufgabe - bei dieser Aufnahme hat Marie-Luise Hinrichs das ideal erreicht. Eine wunderschöne CD!
Frank Siebert, Schleswig-Holstein Musik Festival 3. Juni 2019
...daß Marie-Luise Hinrichs vor allem in Hildegards "O vis Aeternitatis" auf die im phrygischen Ton wichtigen Quintparallelen zurückgreift, macht den Hymnus so lebendig. Sie durchschreitet mit sehr viel Sensibilität immer tiefer die Dimensionen der modalen Musik. Und Hildegard von Bingens "O Pastor Animarum" schreibt sie im vielgestaltig ausgedeuteten äolischen Ton, während sie für"Cum Vox Sanguinis" ein interessantes und musikalisch ergiebiges Gegenüber von Gegenbewegung und Quintparallelen wählt.In der "Noblissima Viriditas" hat Marie-Luise Hinrichs wiederum eine ganz neue Freiheit erreicht-eine hochinteressante Komposition, die zeigt, wie sehr diese Musikerin inzwischen in der kompositorischen Auseinandersetzung mit dem jahrhundertealten musikalischen Material gereift ist.
Alles in allem ist die CD „Meditationen“bewegend komponiert - von Bearbeitungen mag man in diesem Fall nicht mehr reden -, klug zusammengestellt und mit einer den einzelnen Stücken adäquaten Sensibilität gespielt, wobei immer wieder auch jene Leidenschaft des Glaubens aufscheint, durch die sich Hildegards Hymnik von der Musik ihrer Zeitgenossen unterscheidet.
Norbert Ely, Musikjournalist 21.07.2019
Künstlersche Qualität: 10 von 10 Punkten
Klangqualität: 9 von 10 Punkten
Gesamteindruck: 9 von 10 Punkten
Weniger ist manchmal mehr, wenn es um das sich versetzen in andere Zustände geht! Vielleicht ist es noch am ehesten mit dem Betreten einer stillen, einsamen, kühlen Kirche vergleichbar, wie schon die ersten Töne der Mediationen seitens der in Köln lebenden Pianistin und Komponistin Marie-Luise Hinrichs wirken. Ihr künstlerischer Ansatz wirkt wie eine spirituelle Suche, die aber gleichwohl in vielerlei Aspekten klug durchdacht ist: Im Zentrum der aktuellen CD stehen die mittelalterlichen Gesänge einer Hildegard von Bingen. Seelenverwandt wirkt hier die berührende Einfachheit, die zwei Kompositionen von Arvo Pärt entfalten. Und wo Musik gerade in solch „himmlischen“ Dimension keine Kulturgrenzen akzeptieren will, wirken die Sayyidischen Gesänge und Kaukasischen Tänze des griechisch-armenischen Mystikers George I. Gurdjieff wie ein plausibles Komplementär.
Um künstlerisch vollendetes Klavierspiel zu beschreiben, wird oft das Attribut des „Singens“ ins Spiel gebracht. Marie-Luise Hinrichs geht ihren ganz eigenen Weg, diesen Aspekt verblüffend direkt erfahrbar zu machen. Viele der hier bearbeiteten Stücke waren ursprünglich - was angesichts des historischen Kontextes dieser Musik nicht wundert - vokale Musik. Mehr noch: Zu ihrem Entstehungszeitpunkt war die formal verbindliche Mehrstimmigkeit noch lange Zukunftsmusik - bzw. entstehen gerade erst allerhand polyphone Verfahren, die vor allem beim Chorgesang zu spannenden Experimenten inspirieren. Auch Dur und Moll sind noch lange nicht zum herrschenden Prinzip erhoben worden, wenn modale Kirchentonarten sehr unmittelbar die „Farbe“ einer Melodie prägen. Diese Umstände kommen Marie-Luise Hinrichs zugute, wenn sie, unterstützt vom Arrangeur Thomas de Hartmann, die zum Teil uralten, starken Stücke für das heutige Klavier erschlossen hat, um ein raf?niertes, nie überladen wirkendes, viele verblüffende Möglichkeiten ausnutzendes Ganzes, eben besagte „Meditation“ zu erzeugen.
Aber „Meditation“ meint hier alles andere als Gleichförmigkeit, wo eine Dramaturgie voller Farbwechsel lebt. Der sakralen Aura von Hildegard von Bingens O viridissima virga wird mit stationären Borduntönen und Begleitakkorden ein Klangraum gegeben. Ein Sayyidisscher Gesang von George I. Gurdjeff „antwortet“ aus einer östlichen Kultursphäre heraus, was sich wie ein melancholisches Rezitativ anschließt. Eine verblüffend modern-minimalistische Aura atmet das Klavierarrangement von Hildegard von Bingens Ave Maria. Dann wieder verweilt Marie-Luise Hinrichs Spiel rhapsodisch suchend auf dem Melos von Gesängen wie O vis aeternitatis, wobei der Klangraum durch behutsame Manipulationen subtil ausgeweitet wird.
Das alles lebt vor allem durch das unaufgeregte, in sich ruhende Spiel dieser Pianistin. Sie gönnt sich den großen, freien Atem beim Phrasieren der Melodienbögen, setzt die oft kontrapunktisch, oder parallel geführten Stimmen plastisch gegeneinander, so dass der kantable, sangliche Effekt erhalten bleibt und jeder Klang, jede Schwingung den Raum bekommt, den sie verdient. Das entführt in Weiten, die durchatmen lassen, wo der Lärm einer übererregten Zivilisation zuverlässig draußen bleibt. Entdeckung!
Waltrop. Die Kölner Pianistin Marie-Luise Hinrichs gastierte im Kulturforum Kapelle. Zu hören war Musik von enormer Klarheit.
Lang, lang ist es her, dass ich einen Klavierabend erlebt habe, bei dem die dargebotenen Werke so eindeutig im Fokus waren wie beim Abend "Musica Colonia" mit der Kölner Pianistin Marie-Luise Hinrichs.
Die Ausführende trat grundsätzlich hinter das jeweilige Werk zurück und präsentierte ohne aufgesetzte Affekthascherei, auch ohne unangemessene, weil dem Werk nicht dienende Virtuosität. Das Ergebnis ließ sich hören, es entstand Musik von enormer Klarheit und - gerade weil sich Marie-Luise Hinrichs so zurücknahm - von großer Authentizität.
Marie-Luise Hinrichs verband in ihrem Recital Sonaten von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) und Domenico Scarlatti ( 1685 - 1757) mit Werken aus der eigenen Feder.
So kontrastierte sie im ersten Teil des Konzertes Mozarts D-Dur Sonate (KV 311) mit ihrer Bearbeitung des Marienhymnus "Ave generosa gloriosa et intacta puella" von Hildegard von Bingen (1098 - 1179).
Ich war sehr gespannt, wie Marie-Luise Hinrichs den einstimmigen, an die Modi der mittelalterlichen Gregorianik angelehnten Gesang der Heiligen und Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen für Klavier umsetzte. Die einstimmige Melodie hat gesungen für heutige, überwiegend tonal gewöhnte Ohren etwas sehr mystisches. Sie trägt den Hörer in eine andere Welt. Würde eine Klavierbearbeitung dieses Flair hinüberbringen können? Es gelang großartig! Marie-Luise Hinrichs erweiterte die komplexe, melismenreich vorgegebene Gesangsstimme der Hildegard von Bingen, die die Pianistin mit der rechten Hand fortspann, nur um wenige, aber wirkungsvolle, einfache Begleitmittel. Zunächt erschien, nachdem die erste Zeile solistisch umgesetzt war, die Finalis des Werkes im Bass. Dieses G erklang als Ostinato bis zum Ende des Werkes im gleichlangen Wechsel von Ton und Pause. Es gab dem Werk ein ruhig schwingendes, meditativ wirkendes Metrum. Als weiteres Begleitmittel setzte die Pianistin in die Pausen der Bassnote mit der linken Hand über die "Melodiehand" greifend zarte, über der Hymnusmelodie liegende Quinten hinzu - das vollkommene Intervall des Mittelalters als die "himmlische" Komponente dieses Werkes. Es entstand eine wunderbare, eben mystische Atmosphäre in der Kapelle des Kulturforums.
Der zweite Teil des Klavierabends begann mit vier Sonaten aus dem umfassenden Wek für Cembalo des Italieners Domenico Scarlatti, der u.a. an den Königshöfen in Portugal und Spanien zu großem Ruhm gekommen ist.
Farbenreiche russische Klaviermusik
Als Kontrast zu Scarlatti stand am Schluß des Konzertes eine Welturaufführung auf dem Programm. Zum ersten Mal spielte Marie-Luise Hinrichs ihre "Sonata Colonia" öffentlich. Mich erinnerte das wohl als neo-romantisch zu charakerisierende Werk in seiner Harmonik stark an Werke aus der farbenreichen russischen Klaviermusik. Insgesamt ein sehr abwechslungsreiches Werk mit vier in ihrem Charakter recht unterschiedlichen Sätzen. Marie-Luise Hinrichs blieb auch bei dieser Uraufführung ihrem Stil treu: Zurückhaltend, introvertiert, kein Schnick-Schnack der Interpretin, auch nicht im diesbezüglich geradezu verführenden Kopfsatz "Allegro appassionata". Es tat dem Werk und dem Klavierabend gut. Einzig in einem Punkt brachte die zurückhaltende Art der Interpretin für mich eine Einschränkung des Konzerterlebnisses. Ich hätte die meisten Schlußakkorde der Sätze einfach gern ein wenig länger anhaltend gehabt. Da sollte die Interpretin einmal gemeinsam mit dem Publikum atmen, einmal gemeinsam den ausklingenden Klang genießen.
Ich bleibe dabei, es war wunderbar, Marie-Luise Hinrichs gehört zu haben. Bleibt zu hoffen, dass sie trotz und wegen ihrer zurückhaltenden Art im harten Konzertbetrieb auch anderswo gehört wird.
Waltroper Zeitung 29.05.18 Von Dr. Heinz Josef Mußhoff
In Waltrop kennt man Dr. Heinz Josef Mußhoff vor allem wegen seines politischen Engagements.
Für die FDP sitzt er im Stadtrat, ist zudem Parteivorsitzender. Aber: Mußhoff begeistert sich auch für Kultur, speziell Musik - er spielt selbst Orgel . In loser Reihe richtet Mußhoff für die Waltroper Zeitung immer mal wieder seinen ureigenen Blick auf Kultur in Waltrop - so wie heute auf das Konzert der Kölner Pianistin Marie-Luise Hinrichs, die im Kulturforum Kapelle auftrat.
Veröffentlicht am 13. Mai 2018 von Hanns-Josef Ortheil
Vor einigen Jahren hat die in Köln lebende und lehrende Pianistin Marie Luise Hinrichs eine wunderbar kontemplative CD mit von ihr selbst bearbeiteten Kompositionen der großen Hildegard von Bingen veröffentlicht (Vocation – unbedingt hören, immer wieder!).
Nach weiteren CDs überrascht sie nun mit einer Einspielung eigener Stücke. Es handelt sich um Tierbilder, die auf nachdenkliche, sprunghafte, verdrehte und auch komische Weise Tierepiphanien in musikalische Rahmen setzen. Mücken tanzen in der Abendsonne, freche Ziegen verlachen den Beobachter, Katzen sind heimlichtuerisch unterwegs, Hundewelpen räkeln sich, aber auch Meeresschildkröten verfangen sich in Tönen und Klängen, die das Spezifische jedes Tiers in Bewegung, Rhythmik und Melodik aufgreifen und festhalten.
Solche Kompositionen können von Menschen aller Lebensalter wie träumerische Erinnerungen an jene Momente gehört und gedeutet werden, als man ein bestimmtes Tier länger beobachtete und seiner besonderen Art dadurch näher kam.
Als Zugabe gibt es die drei Sätze von Mozarts Klaviersonate D-Dur (KV 311). Seltsam, aber einleuchtend: plötzlich hört man Mozarts Musik, als bestünde auch sie aus lauter Tierbildern. Aber welche könnten das sein?
Marie-Luise Hinrichs, international renommierte Pianistin und Komponistin mit Wohnsitz in Köln, legt eine neue CD miteigenen Kompositionen vor: Tierbilder ist der Titel von 29 Miniaturen, in denen kleine alltägliche Szenen mit Hausgenossen, der Katze Mia und Stella, der Hündin, anschaulich in Musik gesetzt werden. Auch der Blick aus dem Fenster wird mit Titeln wie Der Schmetterling oder Der Fuchs läuft durch den Wald gewagt, und gelegentlich geht die Fantasie auf Weltreise: Der Pinguin, Die Kängurus, Der Kamelritt. Tierbilder ist ein mit viel Fantasie zusammengestellter Zyklus, der von weitem an Prokofieffs Peter und der Wolf und an Bartóks Mikrokosmos denken lässt.
Mit der Klaviersonate in D-Dur KV 311 bestätigt Marie-Luise Hinrichs am Schluss der CD aufs Neue ihren Ruf als inspirierte Mozart-Interpretin, der sie durch ihre künstlerische Laufbahn seit den Anfängen begleitet hat.
23.05.2018 Klassik Heute, Detmar Huchting
(Siegener Zeitung 1. März 2016)
Marie-Luise Hinrichs erfreute ihr Publikum mit einem wunderschönen Klavierabend in Stift Keppel.
Sie spielte barocke, romantische und eigene Werke
…darüber hinaus ist sie als Pianistin seit ihrem Mozart-Debut mit 14 Jahren eine international gefragte Solistin und hat sich u.a. mit einer Mozart-CD (Classical Cannes Award) und der 2011 erschienenen CD „Vocation“ mit Bearbeitungen von Gesängen der mittelalterlichen Komponistin Hildegard von Bingen einen Namen gemacht.
Aus der Partita No I BWV 825 von Johann Sebastian Bach spielte die Pianistin zu Beginn Präludium, Sarabande und Menuett I und überzeugte durch ihre feinsinnige, sensibel abgestufte und-mit leichter Pedalunterstützung - sehr warme Tongebung. Die ausdrucksvolle Sarabande geriet so fast ein wenig romantisierend. Auch die vier Sonaten von Domenico Scarlatti gefielen in ihrer filigranen, triller- und prallerreichen Lebendigkeit…
Ganz in ihrem Element war die Interpretin bei den drei Stücken von Frédéric Chopin. Das berühmte Regentropfen-Prélude No 15 op. 28 Des-Dur Sostenuto wird wegen seines an Regentropfen erinnernden Ostinato-Tones Regentropfen-Prélude genannt. Bereits George Sand hatte ihren Freund Chopin auf diesen Eindruck hingewiesen. Dieser wollte trotz der Entstehung des Stückes während des stürmischen Winters auf Mallorca nichts von einer tonmalerischen Deutung wissen. Traurig und gefühlvoll gestaltend, mit intensiver Steigerung vor dem düsteren Schluß zog die Pianistin ihre Zuhörer in den Bann.
Nach der Pause erklangen Tierbilder-Miniaturen, deren Entstehung aus Tierbeobachtungen Marie-Luise Hinrichs augenzwinkernd erläuterte. ( Zu dieser Thematik passte es, dass die Einnahmen des Konzertes dem Tierschutzverein zugut kommen.) So wurden ihr eigener Hund Stella, der Nachbarskater Meo, Kaninchen, Maus, Vögel, Fuchs und Schmetterlinge verblüffend kurz und einprägsam tonmalerisch charakterisiert.
Ein schwankender Kamelritt mit fernöstlichen Pentatonik- und Quintklängen und ein lebhaftes Porträt der Nichte Linda samt ihrem Hund Floh lösten Schmunzeln und Beifall der Zuhörer aus. Auch die drei Variationen ( die erste stammte von der Pianistin) über ein Thema von Robert Schumann konnten gut gefallen. Zum Abschluß erklangen Bearbeitungen aus dem „Stabat mater“ von Giovanni Battista Pergolesi, dessen schmerzliche Gesänge ebenso eindrücklich auf dem Klavier erklangen wie das „Ave generosa“ von Hildegard von Bingen. Meditativ , melodiös reich verziert und über das damalige Psalmodieren weit hinausgehend, beeindruckten diese Gesänge, die in der Klavierfassung der Pianistin faszinierend leuchteten.
Welcher Gegenstand stört Sie oder hilft Ihnen beim Schreiben?
"...[Mir hilft beim Schreiben] vor allem gut ausgewählte Musik: niemals Gesang, niemals Orchester, ausschließlich Solo-Instrumente und sehr langsame, leise, meditative Stücke. Ganz wunderbar helfen die Gesänge der Hildegard von Bingen, auf dem Flügel gespielt von der Pianistin Marie-Luise Hinrichs (Vocation)..."
DIE ZEIT, November 2011
(Rhein-Zeitung 2.Oktober 2012, von Larissa Schütz)
Die Kölner Pianistin Marie-Luise Hinrichs ließ die Zuhörer in der Annakapelle in Marienstatt tief in ihr Herz blicken. Mit ihren „Klaviergesängen" hat sie die Lieder Hildegards von Bingen für das Tasteninstrument umgeschrieben und den Kompositionen der Mystikerin aus dem Mittelalter ein neues Gewand aus sanften und doch eindringlichen Klängen gegeben.
Als Frater Gregor vom Marienstatter Musikkreis den Termin für das Konzert mit der Pianistin Marie-Luise Hinrichs ausgemacht hatte, war beiden noch nicht klar, dass nur eine Woche später, am kommenden Sonntag, Hildegard von Bingen zur Kirchenlehrerin erhoben wird. Ein passender Anlass für ein beeindruckendes Konzert. Neben ihren Improvisationen über die Lieder der bekannten Benediktinerin zeigte Hinrichs außerdem Werke des Komponisten und Mystikers George Ivanovitch Gurdjieff in Zusammenarbeit mit dem Pianisten und Komponisten Thomas de Hartmann.
Marie-Luise Hinrichs begegnete dem Werk Hildegard von Bingens zum ersten Mal im Juni 2005, als sie das Buch „Visionen" las und vom ersten Moment an gefesselt war von der weisen Frau: "Ein halbes Jahr lang hörte ich das Lied '0 virga mediatrix'. Die Musik hat heilende Wirkung. Sie umfängt den ganzen Kosmos und ist wie ein Echo des Kosmos, des Himmels und der Sterne hier auf unserer Erde." Ihre
Hände seien beim Umschreiben der Stücke regelrecht geführt worden und sie erfand Techniken, die ihr vorher nicht bekannt waren, so die Pianistin. Und Hinrichs Darbietung war wirklich außergewöhnlich.
Völlig versunken schien sie in die Welt aus sanften Klängen zu sein, beseelt von der Kraft, die die Pianistin aus Hildegard von Bingens Musik herauszog und die sie auch an ihre Zuhörer in der Annakapelle weitergegeben hat. Ihre Hände schwebten über die Klaviatur, verharrten manchmal in der Luft, als versuchten sie, die Klänge einzufangen und festzuhalten. Hinrichs spielte aber nicht nur die Tasten des Klaviers, sie zupfte auch die Seiten des Instruments, wie eine Harfenistin. Die Zuhörer in Marienstatt ließen sich ein auf die fast schon meditative Wirkung, die Hinrichs Musik entfaltete. Selbst während der Spielpausen zwischen den einzelnen Stücken herrschte gespannte Stille. Viele hatten die Augen geschlossen und lauschten konzentriert. Der Applaus am Ende des Konzertes "Klaviergesänge" war dafür umso lauter und die Pianistin spielte noch eine Zugabe.
(Nassauische Neue Presse, 24. Juli 2012, von Willibald Schenk)
Mit viel Feingefühl spielte Marie-Luise Hinrichs in Weilburg.
Das dritte Nachtkonzert in der Reihe der Weilburger Schlosskonzerte war ein Erlebnis. Die Kölner Pianistin Marie-Luise Hinrichs gilt wegen ihrer feinfühligen, mystischen Prägung als Ausnahmeinterpretin in Deutschland. Sie brachte die Zuhörer dazu, die Seele baumeln zu lassen, zumal das Motto lautete: "Musik zum Träumen". Hinrichs führte die Nachtbesucher in mystische Elemente der Musik ein, die Bezug auf die große Mystikerin des Mittelalters, Hildegard von Bingen, nahmen, sich aber auch in den Sonaten des spanischen Padre Antonio Soler (1729–1783) zeigten, die durch Marie-Luise Hinrichs praktisch eine Wiederentdeckung fanden.
"Teufel im Mönchsgewand" wurde Soler seinerzeit genannt. Denn Pater Antonio war in der Tat von Musik besessen. 320 geistliche Konzerte und 120 Sonaten soll der Mönch geschrieben haben. "Es ist ein großes Geschenk, sich über die Musik auszudrücken", sagt Marie-Luise Hinrichs. Das tat sie mit einem empfindsamen Gespür für das Meditative. Die sympathische Künstlerin machte bereits vor 15 Jahren Bekanntschaft mit den Weilburger Schlosskonzerten. Man spürte ihre Freude über ihr erneutes Gastspiel. Sie will nicht durch virtuose Effekthascherei glänzen, sondern strahlt Ruhe und Milde, Musikalität und Empfinden aus. Auch bei Wolfgang Amadeus Mozart, dessen Sonate B-Dur KV 570 zu hören war. Es ist eine Wiener Sonate aus dem Jahr 1789, ein Musizieren mit schlichten motivischen Formen, ganz der Abendmusik angemessen. Eindrücke enorm Hildegard von Bingen, deren Schriften von Mystik und Visionen durchglüht sind, finden sich auch in den Hymnen, Antiphonen, Sequenzen und Responsorien wieder. Drei einstimmige Gesänge (O virga ac diadema, De confessoribus, Ave generosa) hat Marie-Luise Hinrichs für Klavier bearbeitet. Die Eindrücke waren enorm, ebenso das am Schluss stehende Choralvorspiel "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ" von J. S. Bach, für Orgel geschrieben, von Ferruccio Busoni (1886–1924) auf Klavier übertragen. Alles in allem eine Sternstunde der Nachtkonzerte, die Marie-Luise Hinrichs mit Brahms’ "Guten Abend, gut Nacht" im Sinne eines pianistischen Liedgesangs beendete. Der große Beifall regte noch zu einer Zugabe an.
(Weilburger Tageblatt/ Wetzlarer Zeitung, 24. Juli 2012, von Klaus P. Andrießen)
Eine wohltuende Nachtmusik hat Marie-Luise Hinrichs den Besucherinnen und Besuchern des Spätkonzerts am Samstagabend in der Unteren Orangerie des Weilburger Schlosses geboten. Sollte jemand dabei vom Träumen in den Schlaf gesunken sein, hätte er etwas traumhaft Schönes verpasst. Die Pianistin gewinnt ihrem Instrument einen ganz eigenen Ton ab, der weit von dem wegführt, was man normalerweise von einem Klavierkonzert erwartet: Feinste Abstufungen und vielfältige Klangfarben lassen den mächtigen Flügel in sanfter Brillanz erstrahlen. Ihr Programm für die Weilburger Schlosskonzerte stellt Marie-Luise Hinrichs vor allem in den Dienst jener beiden Komponisten, mit deren Werken ihr Name besonders eng verbunden ist: Padre Antonio Soler (1729-783) und Hildegard von Bingen (1089-1179).Die Sonaten des spanischen Geistlichen hat die Pianistin bereits auf zwei vielbeachteten CDs veröffentlicht, in die Musik der Heiligen vom Ufer des Rheins hat sie sich seit 2005 immer tiefer eingearbeitet. Heute ist Marie-Luise Hinrichs davon überzeugt, dass die Melodien der mittelalterlichen Universalgelehrten ebenso eine heilende Wirkung entfalten können, wie die von ihr praktizierten und in berühmten Büchern beschriebenen Heilmethoden. Natürlich handelt es sich bei diesen Stücken, von denen die Pianistin in der Unteren Orangerie drei darbietet, um Bearbeitungen für das Klavier. Der Weg zu diesen, so berichtet die Musikerin in ihrem CD-Begleitheft, führte dabei in erster Linie über das Singen. Und sie hat auf diese Weise auch ihrem Instrument das Singen beigebracht, wie die Zuhörerinnen und Zuhörer in Weilburg erleben. Den Auftakt gestaltet Hinrichs mit vier Sonaten Solers, die mit sanftem, ruhigem Ton schnell eine meditative Stimmung vermitteln. Dabei man- gelt es der Musik weder an Abwechslung noch an Bewegung oder dynamischer Veränderung. Dennoch kreist Soler mal intensiver, mal weitläufiger immer wieder um kleine Themen, denen er eine erstaunliche Vielfalt entlockt. Gesänge der heiligen Hildegard und ihre Zeit werden lebendig Natürlich erleben die Zuhörer vor allem die Interpretation von Marie-Luise Hinrichs, die mit ihrem ganz eigenen Anschlag und musikalischen Gefühl die Komposition des 18. Jahrhunderts für uns Heutige lebendig macht. Wie stark die Persönlichkeit der Pianistin auf die Interpretation Einfluss nimmt, zeigt die im Anschluss erklingende Klaviersonate B-Dur KV 570 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) - wenn man sie etwa mit einer Interpretation Alfred Brendels vergleicht. Marie-Luise Hinrichs unterstreicht die Sanglichkeit der Motive und geht äußerst behutsam mit den schnelleren Tempi um. Sie werden nicht verschleiert, aber in ihrer Wirkung deutlich gezügelt. Viele Zuhörerinnen und Zuhörer schließen die Augen, während die Musik unter den sanften Händen der Pianistin entsteht. Nun erklingen die Bearbeitungen der Kompositionen Hildegards und es ist verblüffend, wie sich sofort eine ganz andere musikalische Atmosphäre einstellt. Kirchenräume, sakrale Gesänge, die schlichte Eleganz des Mittelalters entstehen vor dem geistigen Auge. Und auch die Pianistin erscheint nun verändert, ist der Heiligen offenbar ganz nahe. Sie fühlt sich anscheinend trotz ihrer anspruchsvollen Arbeit am Flügel frei und entspannt. Auch dieses teilt sich den Konzertbesuchern mit, die von dieser Musik nicht genug bekommen können. Gut, dass am Verkaufstisch die CD „Vocation" zu bekommen ist, auf der man die „Klaviergesänge" mit nach Hause nehmen kann.
...eine Meisterin der äussersten Klarheit, der klangschönen Vitalität...
Guido Fischer, Piano News
...In die Stille und Abgeschiedenheit eines Klosters versetzte der zarte, versonnene "Klaviergesang", der auf Anhieb - tiefgründig und mystisch - gefangennahm. Ein Erlebnis!...
Monika Salzmann, Der Westen
...Leidenschaftlich, akkurat, die zahlreichen, an Scarlatti erinnernden Praller voll unaufdringlicher Eleganz - es macht großen Spaß, Soler mit Hinrichs zu hören...
Rafael Sala, Piano News